Ortsbürgermeisterwahl Lenglern: Rede von Jan Risting
Liebe Ortsratskolleginnen und -kollegen, liebe Lenglernerinnen und Lenglerner,
nach den hier soeben eingebrachten Wahlvorschlägen und angesichts der Tatsache, dass ich hier heute meinen Hut in den Ring werfen möchte, will ich vor der Abstimmung auch noch ein paar Worte an Euch richten.
Diese Ortsbürgermeisterwahl, die wir heute durchführen werden, ist nur nötig geworden durch den plötzlichen und unerwarteten Tod unserer langjährigen Bürgermeisterin Marianne Stietenroth. Marianne ist noch im November einstimmig von uns wiedergewählt worden. Daran bestand meiner Meinung nach aufgrund der für sie bei der Ortsratswahl im September abgegebenen persönlichen Stimmen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger auch nie ein Zweifel. Es war auch für Constanze und mich eine Selbstverständlichkeit, Marianne zu wählen, obwohl wir wussten, dass sie gemeinsam mit ihrer Fraktion bei der anschließenden Wahl des stellvertretenden Bürgermeisters einem anderen Vorschlag folgen würde als wir.
Als ich im Oktober letzten Jahres das letzte längere Telefonat mit Marianne geführt und ihr darin mitgeteilt habe, dass ich als ihr Stellvertreter kandidieren möchte, da haben wir trotz unserer unterschiedlichen Meinungen in dieser Frage wirklich sehr fair und offen miteinander gesprochen. Wir haben nicht den Fehler gemacht, diese Frage auf einer persönlichen Ebene auszutragen.
Warum erzähle ich das? Ich glaube wir sollten uns alle klar machen, dass wir bei allen unterschiedlichen Auffassungen in Personal- und Sachfragen stets persönlich fair miteinander umgehen sollten. Ich jedenfalls bin nach Mariannes plötzlichem Tod sehr froh darüber, dass wir nicht im Streit auseinandergegangen sind.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, worum geht es hier heute bei dieser Abstimmung? Es geht nicht primär um die Frage: Jörg Woggon oder Jan Risting? Es geht auch nicht um SPD oder FDP, diese oder jene Seite unseres Ortsrates, nördliche oder südliche Seite des Forstweges.
In Wahrheit geht es um die Zukunft unseres Dorfes.
Es geht um die Frage, nach welchen Kriterien wir die Ortsbürgermeisterwahl durchführen und wie wir das Wählervotum, dass die Lenglernerinnen und Lenglerner uns im September gegeben haben, am besten umsetzen.
Man kann an diese Frage herangehen wie unser Nachbardorf Harste und entscheidend an die Zahl der persönlichen Stimmen anknüpfen. So haben wir es jedenfalls bei der Wahl unserer Ortsbürgermeisterin Marianne stets getan.
Man kann auf der anderen Seite auch hingehen und darauf abstellen, dass die zahlenmäßig stärkste Partei den Ortsbürgermeister stellen soll. Nur, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn man das tut, dann muss man sich auch eine Folgefrage stellen lassen: Wenn die stärkste Partei im Ortsrat zwingend den Ortsbürgermeister stellen soll, warum stellt dann nach dem Willen der Ortsratsmehrheit nicht auch die zweitstärkste Partei den stellvertretenden Bürgermeister?
Und schließlich geht es um die Frage, wer als Bürgermeister die Interessen unseres Dorfes auch gegenüber der Gemeinde am stärksten vertreten kann, ob in Haushaltsberatungen, bei der Förderung von Infrastrukturprojekten oder bei der Unterstützung für Feuerwehr, Vereine und Initiativen. Diese Frage ist besonders wichtig, da Marianne in dieser Hinsicht nicht nur hier im Dorf, sondern auch auf Gemeindeebene eine große Lücke hinterlässt. Vergessen wir bitte nicht, dass aktuell sechs von acht Bovender Ortsteilen mit ihren Ortsbürgermeistern auch im Gemeinderat vertreten sind. Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass Lenglern auch auf Gemeindeebene angemessen vertreten ist. Dazu möchte ich auch als Mitglied des Gemeinderates meinen Beitrag leisten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit nun etwas mehr als fünf Jahren darf ich die Kommunalpolitik in unserem Dorf und in unserer Gemeinde mitgestalten. Ich habe in dieser Zeit des Öfteren aus den Reihen der Ortsratsmitglieder und auch darüber hinaus gehört, dass es auf Ortsebene ja nicht auf das Parteibuch ankommen soll und auch, dass wir mehr junge Menschen in der Kommunalpolitik brauchen und ihnen etwas zutrauen sollten. Heute hat unser Ortsrat die Gelegenheit zu beweisen, dass es ihm damit ernst ist.
Liebe Lenglernerinnen und Lenglerner, es wäre mir eine Ehre, Euer Ortsbürgermeister zu werden.
Vielen Dank.